Die Wiederentdeckung eines Meisters

Rudolf Epp (1834-1910), geboren in Eberbach am Neckar, zählt zu den bedeutenden Vertretern der so genannten Münchner Malerschule, d.h. einem Kreis von Künstlern, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Münchner Ludwigsvorstadt niedergelassen haben und sich gegenseitig beeinflussend ein großes Gesamtwerk aus Porträts, Tierbildern und Genrestücken schufen. Die Motive dieses Malerkreises zeichnen sich durch besondere Realitätsnähe aus. Rudolf Epp machte sich innerhalb dieser Gruppe mit bäuerlichen Szenen aus Oberbayern und Tirol sowie mit Bildnissen junger Frauen (häufig mit den Zügen seiner Töchter) einen Namen.

Besonders eng verbunden war Rudolf Epp innerhalb der Münchner Malergruppe mit dem jung verstorbenen Ludwig Vollmar (1842-1884), der gemeinsam mit Epp nach München gekommen war, dem Genremaler Franz Defregger (1835-1921) sowie den Tiermalern Anton Braith (1836-1905) und Christian Mali (1832-1906). Seinen Kundenkreis erreichte Epp zunächst über Ausstellungen des Münchner Kunstvereins, aber auch über den umtriebigen Fotografen Franz Hanfstaengl, der dafür sorgte, dass Epps Werke Verbreitung als Kunstdrucke, Postkarten und Stiche fanden.

Ab den 1870er Jahren zählte Epp zu denjenigen Malern, deren Bilder häufig bei deutschen Auktionshäusern gehandelt und in Kunstzeitschriften wie den „Dioskuren“ und anderen vorgestellt und besprochen wurden. Seine Präsenz auf dem Kunstmarkt hielt auch über Epps Tod 1910 hinaus an. Der Zeitgeschmack hatte sich zwar schon zu Epps Lebzeiten geändert, seine heiteren qualitätvollen Bilder blieben jedoch für den Kunsthandel weiterhin eine sichere Bank. Freilich blieb Epp stets ein Künstler zweiten Ranges, der hinter dem Münchner Malerfürsten Franz von Lenbach oder dem Zeitgenossen Franz Kaulbach zurück stand.

Besonders tragisch ist aber, dass Epp sich zwar im Alter rührend um die museale Aufbereitung des Nachlasses seiner Malerfreunde Braith und Mali kümmerte, dass nach seinem Tod dann aber niemand da war, der seinen eigenen Nachlass hätte angemessen verwalten können. Epps künstlerischer Nachlass wurde 1914 in München versteigert. Sein persönlicher Nachlass kam an die Tochter Auguste Epp (1871-1945), die als „schwermütig“ galt und unter der Vormundschaft ihres Bruders Franz Ritter von Epp (1867-1947) stand. Dieser kümmerte sich jedoch primär um seine militärische und politische Laufbahn, aber nicht um das Andenken des Vaters. Selbst als Franz Epp ab 1933 NS-Reichsstatthalter in Bayern war, nahm er keinerlei Einfluss auf den Kunstbetrieb. Zumindest wurde kein Epp-Gemälde in einer der großen NS-Ausstellungen mit „Deutscher Kunst“ platziert. Als Auguste Epp und ihr Bruder Franz in den Wirren kurz vor und kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs starben, ging der persönliche Nachlass Rudolf Epps verloren, ohne je aufbereitet worden zu sein. Eine Kurzbiografie im Thieme/Becker von 1914 und zwei kurze Artikel im Eberbacher Geschichtsblatt von 1963 waren bis in die jüngste Zeit die umfassendsten biografischen Quellen zu dem Maler. Obwohl er in seiner kreativen Schaffensphase in den Münchner Ateliers ständig von Fotografen umgeben war, hat sich nicht einmal ein Porträtfoto erhalten.

Was nach dem Zweiten Weltkrieg blieb, war eine große Zahl von Werken in Privatbesitz, die dann und wann auf dem Kunstmarkt auftauchten. In den 1970er und 1980er Jahren kamen alpenländische Motive erneut in Mode und die Kaufhäuser und Galerien fluteten den Markt mit günstigen Alpenszenen. Im gehobeneren Kunstmarkt erlebten auch die Werke Rudolf Epps in jenen Jahren eine Renaissance. Gute Genrestücke erzielten bei Auktionen regelmäßig fünstellige DM-Preise. Rudolf Epp war zur Marke geworden, ohne dass es ein umfassendes Lebensbild oder ein Werkverzeichnis gab. Als Genre- und Alpenmotive auf dem Mark zum Ende des Milleniums wieder aus der Mode gerieten, schwand auch die Popularität von Epps Werken.

Das Rudolf-Epp-Forum in Heidelberg erstellt seit 2004 ein umfassendes Verzeichnis aller Werke des Münchner Kunstmalers. Dafür sind wir weiterhin auf Ihre Unterstützung angewiesen. Wenn Sie ein Werk von Rudolf Epp besitzen, Kenntnis von einem bislang hier noch nicht katalogisierten Werk oder ergänzende Informationen zu einem der abgebildeten Werke oder zur Biografie Epps haben, dann setzen Sie sich bitte per Mail mit uns in Verbindung! Helfen Sie bei der Komplettierung des Werkverzeichnisses!